Freitag, 14. Dezember 2007

semester kaputt

semester kaputt, aus und vorbei. das große aufatmen kann beginnen. die letzten monate, in denen unterricht (mit dem ziemlich beschissensten aller vorstellbaren stundenpläne) und gárdonyis ida, nebenbei noch ein wenig kindererziehung, kochen und einkaufen zu vereinen waren, waren doch ein wenig heftig. aber man soll halt nicht auf zwei hochzeiten gleichzeitig tanzen, wie uns schon seit jahrhunderten eine alte volksweisheit belehrt - was aber in ungarn, besonders wenn man sich der pädagogik verschrieben hat, einfach nicht zu schaffen ist. hier muß auf zwei hochzeiten getanzt werden, weil man sich sonst kein brot kaufen kann, vom strom und der heizung ganz zu schweigen.
doch jetzt zum semester - mein elftes in folge. gleich zum beginn hat mich überrascht, daß auch die allererste stunde - vor der man sich normalerweise drückt - von mir gehalten wurde: in form einer predigt - wie wichtig es ist, fremdsprachen zu können und wie wenig wert hier auf die fremdsprachen gelegt wird. das haben sich wenige auch zu herzen genommen, was einen natürlich besonders freut; ist es doch viel angehmer mit studenten zu arbeiten, die nicht nur deshalb im seminarraum herumsitzen, weil, sobald es kalt ist, dieser heillos überheizt ist (und menschen die in plattenbauten aufgewachsen sind, wie sehr vielem auf dem ungarischen erdenrund, bei einer umgebungstemperatur von unter 24 grad leicht in winterstarre verfallen).
weiters hat mich überrascht, daß es einige wenige gegeben hat, die vielleicht das kommen eines neuen zeitalters ankündigen: der studenten, die eine meinung haben. das ist hier immer noch eher ungewöhnlich.
in den letzten stunden haben wir über armut geredet, was für jeden armut bedeutet - hier hat es interessante wortmeldungen gegeben - wie das nicht kaufen können von benzin für das auto (benzin kaputt - so erklärte man mir das in einem oberstufenkurs (sic!)); eine logische weiterführung des themas waren die obdachlosen - die durch die bank als arbeitsscheue, willensschwache schmarotzer bezeichnet wurden, was mich dann doch ein wenig wunderte. (dass alkoholismus das hirn ruiniert - bei der erklärung, warum man rauchen eher akzeptieren kann als trinken - hatten bis dahin noch sehr wenige gehört, was mich wiederum ein wenig staunen ließ.) und so weiter und so fort. auch ich - nach zehn jahren ungarn äußerst abgebrüht - kann immer noch überrascht werden. semester aus und kaputt, hut drauf, erledigt. na, hätten wir das auch wieder einmal. in anderthalb monaten fangen wir von neuem an! glück auf.

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